neubau einfamilienhaus (finca) felanitx, mallorca
ein privates anwesen – finca – mit atemberaubend weitem rundum-blick über die ganze insel im südosten mallorcas, unzähligen blickachsen egal ob aus, über, oder durch das wohngebäude hindurch, auf die unberührten landschaften um felanitx, porreres, cas concos, son negre, campos und llucmajor.
auf dem 2 hektar großen grundstück entstand ein unverwechselbarer neubau eines landhauses. der architektonische ansatz ist eine zeitgenössische interpretation der traditionellen finca-architektur der gegend um felanitx und campos. die grundlage hierzu liefert die lokal typologische, schlichte, rechteckige grundrissform der bauernhäuser in der region um felanitx.
im einklang mit den strengen bauvorschriften der bauordnung felanitx (rústico) und der flur- und raumplanung des inserats ptm (plan territorial de mallorca) wird hier eine, von aussen bewusst im konsens liegende, konservative gestaltete finca mit landestypischen elementen realisiert. so bilden die natursteinfassade aus marés und die großflächigen beschattungs-schiebelemente, gefertigt aus den charakteristischen persianas mallorquinas, den gewollt und geforderten typus hiesiger fincas.
auch hier lag der fokus darauf eine ressoursen-schonende, wert-schöpfende und nachhaltig gestaltete immobilie zu schaffen, die ein weitgehend autarkes, klimatechnisch und baukonstruktiv eigenständiges konzept vereint. so dienen der architektur aspekte der ökonomie und ökologie gleichermaßen federführend das gestaltungskonzept zu definieren.
das raumprogramm beinhaltet neben einem loftartigen, offenen wohnbereich mit anschließendem essbereich, innen außen, on off küchenbereich, mehrere schlafzimmer mit bad en suite, masterbereich mit spa-bad, auch einen „multiuso“ bereich für office, spiel, kino, sowie fitness. mehrere abstell- und haustechnikräume und schließlich eine garage für autos, einen pool und mehr.
alle außen- und innenbereiche sind dabei funktionell überlappend effizient konzipiert.
der plot ist aus landwirtschaftlicher sicht ein nutzloser boden, denn das grundstück besteht fast gänzlich aus ausgewaschenen und verwitterten kalksteinfelsplatten. oder gelöster, felsiger struktur mit vereinzelten vegetationsschichten, aus denen die hier heimischen ullastres (wilde olivenbäume) eigentlich flächendeckend herauswachsen. übersät mit kleinen bis mittelgroßen felsen ließ man das grundstück brach liegen, wobei umliegende grundstücke landwirtschaftlich bestellt werden.
die autochthone bepflanzung wird nur durch ein breites band, einer abgegrasten schneisse, diagonal über das grundstück verlaufend, durchbrochen. footprint-foodprint. hier trieb der vorbesitzer die schafherden über das land, die alles abfrasen was aus dem kargen eisenerzhaltigen boden wuchs. eben diese schneise gab den ansatz den fincabau in dieser art und weise zu konzipieren und so auf dem terrain zu positionieren.
es konnte gänzlich auf rodung der strauch- und baumflächen verzichtet werden. auch für die garage und den wasserspeicher, sowie die photovoltaikanlage konnte auf unnötige rodung verzichtet werden.
das ensemble der baulichen anlagen integriert sich damit perfekt in die bestehende grünlandschaft. das fincagebäude ist zentral, exakt in nord-südausrichtung gedreht, diagonal in diese vegetationsfrei schneise positioniert worden. diese gab auch den genius loci zur gestaltung der grundrissarchitektur der finca.
der von aussen massive, gedrungene und zweigeschossige bau ist in seiner mitte geschossübergreifend geöffnet. im zentrum befindet sich so ein patio, der im erdgeschoss beidseitig auf der patio-breite gleicher einer passage zugänglich ist. gleich einem tor kann man so von der nordseite der schneise durch das gebäude hindurch zur südseite der schneise gelangen.
für die architektur des gebäudes bedeutete dies im erdgeschoss gleichzeitig zwei porche auszubilden, die im gebäude integriert sind und nicht als externer überdachter aussensitzplatz an das gebäude angebaut wurden. so erhalten wir die typologie der traditionellen, bäuerlichen „zweigenerationen“ finca und schaffen die nutzungsoptimierte schnittmenge zwischen innen und aussen, um das mediterrane klima bestmöglich zu nutzen. eine abfolge von porche – patio – porche.
der zugang zum gebäude erfolgt über die breiten porche und den patio. der patio bildet das gestalterische zentrum des entwurfs. er ist der zentrale gestaltungskern der finca. seine funktion liegt dabei neben erschliessung auch erweitert im kommunikativen charakter. er ist chill out bereich für die ganze familie. ein horizontales, feines stahlnetz, das rundum an der decke des erdgeschosses verankert ist, erlaubt es diesen als 50 m2 große, überdimensionale hängematte zu nutzen.
der patio ist geschossübergreifend vollverglast. beidgeschossig sind die vollverglasungen als schiebeelemente ausgebildet. so formt der patio eine pavillonarchitektur. das drinnen wird zum draussen und dient damit auch traditionell der belichtung und belüftung der umgebenen räumlichkeiten.
durch die umliegende loftartige, offene raumgestaltung des obergeschosses der finca ist es zudem möglich, von jedem ort im gebäude aus das komplette grundstück einsehen und erleben zu können. mit dieser gestaltung erreicht man die vom gesetzgeber maximal zulässigen 30% der fassadenflächen für verglasung effizient dazu zu nutzen, einen pavillon mit optimalen blickverhältnissen zu schaffen.
über den komplett verglasten patio hinweg bilden sich diagonale sichtachsen quer durch das gebäude hindurch und das über alle geschosse hinweg. es war ausdrückliches ziel den entwurf so zu realisieren, dass das terrains auf dem die finca errichtet würde von allen räumen aus runderum erlebbar und sichtbar bleibt. der patio ist dabei als der dreigeschossige introvertierte aussenbereich ein multifunktionaler raum im zentrum des gebäudes von dem aus man eben auch die komplette landschaft überblicken kann.
alle schlafbereiche, die der beiden kinderzimmer im erdgeschoss und der darüber organisierte master schlafbereich im obergeschoss sind konsequent 0° nach osten ausgerichtet der morgensonne wegen. über den patio hinweg gegenübergestellt sind entsprechend die multiuso bereiche des erdgeschosses mit den darüber organisierten wohn- und essbereichen genau nach westen orientiert, der abendsonne wegen. der patio dient als puffer beider nutzungsbereiche.
über dem südporche befindet sich, gleich einer brücke ausgebildet, die mediathek und bibliothek und dem transparenten patio gegenüberliegend hängt der komplette küchenbereich über dem nord-porche. der küchenbereich ist in der nordfassade weitgehend vollverglast.
im zentrum beider glasfassaden des küchenbereichs steht der kochtisch. dieser ist eine aufgeständerte kochinsel, bei der die unterschränke lediglich 30cm hoch sind. Dies erhält die transparenz und die blickachsen vom patio aus. neben dem kochtisch befindet sich fluchtgleich der eigentliche küchenblock. ein überhöhter, doppelseitig anzudienender küchenschrank mit integrierter ablage und durchreiche.
dieser entwurf unserer küche, wie auch aller sonstigen innenbereiche, unterstreicht unser anliegen eine unverwechselbare, einzigartige und für das spezifische projekt solitäre architektur indikative sprache zu finden. hierzu zählt auch die prinzipielle entscheidung die wohn- ess- und küchenbereiche bewusst in das erste obergeschoss zu verlagern. der traumhafte schöne rundumblick vom berg galatzó über die berge randa, cap formentor, artá, sant salvador bis hin zum flimmern der abendsonne über dem meer vor es trenc gaben hierfür den ausschlag.
die minimalistisch reduzierte innenarchitektur ist kontrastierend eine kombination aus verschiedensten materialien, die aber stehts funktionsgebunden in reiner und schlichter erscheinungsform gewählt wurden. alle möbelfronten und einbauschränke sind im gleiche, recyceltem massivem altholz (meist eiche) gefertigt.
alle fussböden sind aus fugenlosem terrazzo mit eigener einstreuung und eigener farbgebung gefertigt. erscheinen dadurch als betonboden. die changierenden glasbrüstungen sind aus spezialbuntfolie gefertigt und verleihen der finca eine enorme vielfalt an farbigen lichtreflexionen, die den ganzen bau durchdringen. die pockets der schiebetüren sind als demontierbare metallblechrahmen, wartungsfreudig gestaltet.
alle geschossdecken sind sichtbar als kassettendecken oder massivbetondecken ausgebildet. die kombination aus harten und weichen materialien verleiht den gebäuden den charakter eines wohn-industriebaus.
letztlich ist der genuis loci des grundstückes auch aus landschaftlicher und klimatechnischer sicht ein gut nutzbarer ort. die orientierung der gebäude zur sonne gereicht an dieser stelle zu einem effizienten energiekonzept, wobei sowohl die winterlichen, als auch die sommerlichen sonnenstände einen enorm reduzierten energiebedarf ermöglichen. wenn nötig kann dies auch über die grossen verschiebbaren beschattungselemente konditioniert werden. die ganzjährige prise der landluft wird während er sommerperiode bewusst in das gebäudeinnere des skelettbaus eingeleitet und im winter geblockt.
ansonsten sind wärme- und kältebedarf mittels einer doppelten wärmepumpen-kombieinheit gedeckt, die nachhaltig und ressourcensparend fast ausschließlich und hocheffizient über eine photovoltaikanlage gespeist wird. die größtmögliche reduktion jeglichen zusätzlichen energiebedarfs wurde baukonstruktiv unterstützt, in dem die wandaufbauten durch mehrschichtige lagen aus innenliegenden doppelten gipsplatten in kombination mit weicher und harter wärmedämmung, ziegelsteinen und natursteinverkleidung realisiert wurden.
der wärmedurchgangskoeffizient ist extrem niedig. zur weiteren einsparung verfügt das anwesen zu dem über eine intelligente gebäudesteuerung. das grundstück besitzt einen eigenen, legalen brunnen.
im bau sind noch maßnahmen nachhaltiger gartenarchitektur auf dem restlichen bereich der schneise, wo mittels autochthoner vegetation eine bewusst sensible annäherung an das natürliche umfeld entsteht. im südwestlichen teil der schneise gedeihen derweil dutzende, schon vor jahren gepflanzte, obstbäume und zitrusfrüchte.
mehr unter bora magazine 1/2022
projekt: 1323 fast fertig
grösse: 661 m2 (bkf, gebäude, pool), 18796 m2 (aussenanlagen)
grundfläche: 333 m2 (inkl. terrassen)
kunde: 😉
ort: felanitx, mallorca
typ: neubau einfamilienhaus mit swimming pool
team (gebäude): jle
team (innenarchitektur): jle
team (aussenanlagen): jle
verantwortliche architekten: jle